Die einzigartige Pfeifsprache auf La Gomera entdecken

La GomeraLa Gomera zeichnet sich durch zerklüftete Vulkanlandschaften, tiefe Schluchten und eine teilweise endemische Vegetation aus. Die Abgeschiedenheit der Kanarischen Insel hat auch zur Entwicklung eines unverwechselbaren Kulturgutes geführt: El Silbo, eine Pfeifsprache, die nur mehr hier existiert.

Von den Berbern bis zu den Spaniern – El Silbo wird und wurde zu allen Zeiten verstanden

Die Ureinwohner La Gomeras wanderten von Nordafrika aus auf die Kanarischen Inseln (u.a. Gran Canaria, Teneriffa) ein. Die sogenannten Guanchen bevölkerten das gesamte Archipel und brachten eine alte Tradition mit. Im Atlasgebirge konnte sich nur mit lauten Pfeifgeräuschen über große Distanzen hinweg unterhalten werden. Da auch die neue Heimat wild und gebirgig war, benutzten die Menschen sie weiterhin. Weil El Silbo keine eigenständige Sprache im klassischen Sinne meint, wird dieser Tage salopp formuliert ein gepfiffenes Spanisch gesprochen.

Mit der Pfeifsprache ließen sich prinzipiell alle Nationalsprachen widergeben. Ähnlich wie bei der Stenographie übersetzen die Insulaner einfach die ordinäre Lautsprache. Durch unterschiedliche Tonlängen und -höhen übertragen sie die Buchstaben und mit auf die Zunge gelegtem Fingerknöchel erfolgt die Äußerung. Auch moderne, sprich neue Wortkreationen werden so verlautbart. El Silbo ist eine wendige und immer am Puls der Zeit agierende Sprache und macht auch vor Anglizismen nicht Halt.

Video: La Gomeras Urwald

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Zwitschern wo Mobilfunknetze nicht funktionieren

Begeben sich Reisende auf eine Wanderung durch das Hinterland, vernehmen sie mancherorts grelle, melodische und langgezogene Pfiffe. Im ersten Moment halten sie viele Touristen für das Gezwitscher eines Vogels. Doch: Zwei Einheimische unterhalten sich über eine weite Distanz hinweg. Ziegenbauern und Schafhirten schaffen es durch das gekonnte Einsetzen der Hände eine immense Lautstärke zu erzielen.

Bis zu zehn Kilometer weit ist ihr Gespräch zu hören. Ein Blick auf das im Rucksack mitgetragene Mobiltelefon zeigt, warum die Pfeifsprache unter der Landbevölkerung immer noch populär ist: In den wenig besiedelten Regionen finden die Telefone kein Netz. Wer auf den Hängen arbeitet und sich verletzt, hat keine andere Möglichkeit sich zu äußern. Doch nicht nur in Notfällen schallt es pfeifend durch das verwunschene, palmengesäumte Valle Gran Rey. Wie als würden sie sich beim Einkaufen über den Klatsch und Tratsch der Dorfgemeinschaft unterhalten, parlieren die Einheimischen über Stunden hinweg von einem Talende zum nächsten.

la gomera straße

Kultur und Natur – beides ist auf La Gomera schützenswert!

Die UNESCO hat die Pfeifsprache La Gomeras auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes gesetzt. Um jene Tradition auch weiterhin zu bewahren, wurde El Silbo zum schulischen Pflichtfach erhoben. Nachdem durch Abwanderung und Landflucht im vorherigen Jahrhundert ein deutlicher Rückgang der aktiven Sprecher zu verzeichnen war, erleben sie nun eine wahre Renaissance.

Gerade die Jugendlichen haben El Silbo für sich entdeckt – macht es doch spontane Verabredungen auch ohne Handykosten möglich. Dass auf La Gomera ein besonderes Augenmerk auf das Alte, Bewährte und Gewachsene gelegt wird, beweist die Ausrufung des Nationalparks Garajonay. Rund um den gleichnamigen knapp 1500 Meter hohen Berg gedeihen Urwälder von malerischer Schönheit. Wie im Märchen werden sich die Wanderer fühlen, durchstreifen sie den Lorbeerwald El Cedro. Von dichtem Moos bewachsene, verknöcherte Baumriesen säumen den Wegesrand und formieren den einzigen Nebelwald innerhalb europäischer Gefilde.

Reiseratgeber

Lauschen und Staunen: „Pfiffiges“ La Gomera

Als Naturparadies und letzte Bastion eines Kulturguts repräsentiert La Gomera in der Nähe von Teneriffa Genuss pur! Das kleine Eiland versteht mit malerischen Landschaften zu verführen und ist an Exotik kaum zu überbieten. Namentlich wenn die Klänge des El Silbo durch die bizarren Täler und pittoresken Bergdörfer huschen.

Ebenfalls interessant: Ferienanlagen auf Teneriffa: Wohlfühloasen auf der Kanareninsel

Titelbild: © iStock.com/AlexanderNikiforov
Textbild: © iStock.com/Charles03

The following two tabs change content below.

Hannah Meier

Hannah Meier, 28 Jahre alt, aus Duisburg. Redakteurin auf entdeckungsreisen.org

Kommentiere den Artikel

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert