Slow Tourism: Langsam liegt voll im Trend

Slow Tourism
Langsam versinkt die Sonne hinter den Bergen. Die Almwiesen liegen schon im Schatten der Gipfel und als einziges Geräusch dringt das Geläut der Kühe zu den Reisenden durch – auf diese oder vielfältige andere Arten funktioniert Slow Tourism.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Das moderne Leben verlangt im Beruf aber auch im Privaten nach raschen Entscheidungen und einem Immer-Erreichbar-Sein. Den Kontrast dazu bietet der langsame Tourismus. In den Ferien mal für einige Tage zu entschleunigen und die mannigfaltigen Impressionen ganz bewusst wahrnehmen. Wer dies möchte, sieht sich einem vielfältigen Angebot gegenüber.

Per pedes durch die Dörfer der Provence streifen, zu Pferd Andalusien kennenlernen oder mit dem Fahrrad die Seele der Mosel erfühlen. Im Gegensatz zu erlebnisreichen und oft hektischen Rundreisen, die sich das Motto „22 Städte in 14 Tagen“ auf die Fahnen geschrieben haben, geht es beim Slow Tourism darum, sich Zeit zu nehmen.

Auf ausgedehnten Spaziergängen die Landschaften Cornwalls entdecken oder dem Erblühen der mallorquinischen Mandelbäume im Frühjahr zu zusehen. Den Moment mit allen Sinnen zu genießen und vor allem auf die kleinen Wunder der Natur zu achten – das ist das erklärte Ziel vieler Reisender.

Wellness für den Geist

Ein einziger Supermarkteinkauf stellt den Menschen der Jetztzeit vor mehr Entscheidungen als ein Cro-Magnon-Mann in seinem ganzen Leben fällen musste. Steht man an einer Weggabelung des Camino de Santiago, hat man nur zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Die Reduktion auf das Wesentliche spiegelt sich im langsamen Tourismus wieder.

Wer eine Reise durch Lappland unternimmt, verzichtet bewusst auf Luxusunterkünfte und schicke Suiten. Der langsame Urlauber wird jedoch einen anderen Reichtum erleben: Die Üppigkeit der Natur. Versperren nicht mehr tausende Mitreisende, Autos und Strandbetten den Blick, registriert man plötzlich wieder das Einzelne. Auch beim Trekking durch das Hochland von Tibet darf man erfahren, wie wenig man eigentlich wirklich braucht.

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Eins zu sein mit der Natur, den Tag nicht mehr in Minuten unterteilen zu müssen, sondern höchsten noch in Sonnenauf- oder Sonnenuntergang, löst innere Blockaden. Der Blick schärft sich und Dinge, die man längst nicht mehr registriert hat, rücken in den Fokus der Wahrnehmung.

Nicht nur für Naturburschen und Abenteurer

Slow Tourism richtet sich nicht nur an Einzelkämpfer, die auf Isomatten gebettet den Sternenhimmel über der Namib betrachten möchten. Langsames Reisen lässt sich überall betreiben – es braucht nur die Bereitschaft dazu, alte Gewohnheiten abzulegen. Nicht mit dem Sightseeing-Bus durch Paris zu hetzen, sondern zu Fuß, nicht mit dem Flugzeug nach Barcelona zu reisen, sondern mit der Bahn.

Sich eine Gegend intensiv zu verinnerlichen, verlangt nach einem gemächlichen Tempo. Wer da behauptet, nach nur einem Tag eine Insel, einen Berg oder eine Stadt in Gänze gesehen zu haben, der täuscht sich. Die Geheimnisse und wahre Schönheit eines Landstrichs entfalten sich erst, wenn man ihn eingehend und von allen Seiten betrachtet hat.

Dass dafür keine Gewaltmärsche zurückgelegt werden müssen und gemütliche Stunden auf einer Bank irgendwo in der Lüneburger Heide ausreichen können, wird ein Langsam-Reiser am eignen Leib erfahren. Diese Erkenntnis darf auch vielerorts von Wellnessanwendungen oder Ayurveda-Kuren unterstützt werden.

Einfach mal Geschwindigkeit rausnehmen

Für jeden vermag langsam zu reisen etwas anderes bedeuten. Angeln an Finnlands Seen, meditieren auf den Hügeln der Toskana oder Wattwandern vor Norddeutschlands Küsten gehört mit Sicherheit dazu. Entscheidet man sich für diese Art der Feriengestaltung, wird man gewiss die persönliche Slow-Lieblingsbeschäftigung herausfinden – auch Hängemattenbaumeln zählt!

Bildquelle: Copyright potowizard – shutterstock.com

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Hannah Meier

Hannah Meier, 28 Jahre alt, aus Duisburg. Redakteurin auf entdeckungsreisen.org

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